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Die Geschichte: „Grenzschutz und Eiserner Vorhang“

Es ist eine über jeden Zweifel erhabene, historisch erwiesene Tatsache, die sich in der Geschichte aus der Erfahrung vielfacher Kämpfe um Land herausgebildet hat, dass jeder souveräne Staat seine Grenzen bewacht hat und bewacht. Der Schutz der Staatsgrenzen ist ein Bestandteil des Wirtschafts-, Sicherheits- und Wehrsystems eines jeden freien und unabhängigen Staates. Schon in ältester Zeit war es Brauch, dass eine jede Jägergruppe ihr Territorium verteidigte. Allmählich wurde eine genauere Abgrenzung von Grenzen zwischen Herrschaftsgebieten nötig. Die gegenwärtigen Grenzen unserer Staaten sind durch auf Friedenskonferenzen getroffene Abmachungen und durch Verträge mit den Nachbarstaaten abgesichert.

SCHUTZ DER STAATSGRENZE

Vor langer Zeit standen zum Schutz der Staatsgrenzen –vor allem dort, wo sie Handelswege kreuzten – Wachburgen und Festungen. Sie sollten die Grenzen sichern, dienten aber auch zur Einhebung von Maut und Wegzoll, und von ihnen aus wurde Ausschau gehalten, ob etwa feindliche Angriffe auf das Staatsgebiet drohten. Im Fall feindlicher Angriffe wurden Grenzübergangsstellen verbarrikadiert.

Aus historischer Zeit kennen wir das System altrömischer Befestigungen entlang der Donau.

Legendäre Beschützer der Staatsgrenze waren z.B. die Siedler von Chodov an der Westgrenze Böhmens. Dalimils Chronik von 1040 erwähnt sie schon. Weitere bekannte Grenzschützer waren die „Královci“ im Böhmerwald, die im Gebiet des sogenannten Králover Hochwalds lebten und die der Überlieferung nach von Fürst Břetislav im Jahr 1041 mit diesem Dienst beauftragt wurden.

Gegen den blühenden Schmuggel späterer Epochen entstand erst die Grenz-, später die Finanzwache.

Im ehemaligen Österreich-Ungarn schützte erst ein sogenannter Militär-Cordon die Grenze, und ab 1830 dann eine bewaffnete Grenzwache, die sogenannten Grenzjäger. Ihre Aufgabe war nicht nur der Schutz der Grenze gegen Eindringlinge, sondern auch der militärische Schutz.

1842 wurde die k.k. Finanzwache gegründet, deren Aufgabe es war, das Eindringen verdächtiger Personen in das Staatsgebiet zu verhindern, Fahnenflüchtigen das Verlassen des Staatsgebiets zu verwehren und am militärischen Grenzschutz mitzuwirken.

Nach der Entstehung der selbständigen Tschechoslowakei wurden im Grenzland Einheiten der neu entstandenen Tschechoslowakischen Armee stationiert. 1919 entstand eine Grenzfinanzwache, deren Aufgabe der Schutz der Grenze gegen Schmuggler und anderes „Gesindel“ war.

Nach der Machtübernahme der Faschisten in Deutschland wurden erste Überlegungen über eine Grenzbefestigung angestellt. Schon im Jahre 1936 entstand eine leichte Befestigung, 1937 folgte der Bau von Befestigungs-und Wehrbauten gegen die Bedrohung durch das faschistische Deutschland.

1936 entstand die Staatsschutzwache aus Angehörigen der Finanzwache, Gendarmerie-, Polizei und Heereseinheiten.

Mit dem Münchner Abkommen wurde die Tschechoslowakei genötigt, viele Grenzgebiete an Deutschland abzutreten. Den Schutz der neuen Grenzen besorgten Gendarmerie und Finanzwache unter äußerst ungünstigen Bedingungen. Es folgte der Zerfall des Rests des tschechoslowakischen Staatsgebildes und die Okkupation durch Deutschland.

Nach der Befreiung der Tschechoslowakei 1945 besetzte die tschechoslowakische Armee die Staatsgrenze und die Finanzwache kehrte an ihre ursprünglichen Wirkungsstätten zurück.

Noch 1945 entstand das Erste Bereitschaftsregiment für nationale Sicherheit, dessen Aufgabe der Schutz der Westgrenze war. Nach und nach wurden zwei weitere Regimenter gebildet. Es entstand eine neue Truppe zum Schutz der Staatsgrenze – die Truppe SNB 9600. In erster Folge sicherte die Staatsgrenze die Finanzwache, in der zweiten die Truppen für nationale Sicherheit und die Einheiten der Bereitschaftsregimenter für nationale Sicherheit.

Am 4. 9. 1946 wurden die Bereitschaftsregimenter umbenannt und hießen fortan Grenzregimenter des Korps für nationale Sicherheit SNB, und am 1. 4. 1949 entstand durch Verschmelzung der Grenzregimenter des Korps für nationale Sicherheit mit der Finanzwache die Grenzwache des SNB.

Am 1. 1. 1951 nahm die neue Grenzwache an der Grenze zur Bundesrepublik Deutschland militärische Formation an. Zur neuen Grenzwache (genannt „PS“) rückten Grundwehrdiener ein. Am 26. 1. 1951 nahm die PS den Schutz der Grenze zu Österreich auf, und am 11. 7. 1951 wurde der Schutz der Staatsgrenze durch das neue Staatsgrenzschutzgesetz geregelt.

Am 27. 9. 1991 wurde die Grenzwache aufgelöst und die Aufgabe des Schutzes der Staatsgrenze ging an die Grenzpolizei über, welche diese bis zu ihrer Auflösung in Folge des Beitritts der Tschechischen Republik zum Schengener Abkommen erfüllte.

AUSRÜSTUNG

In der Nachkriegszeit wurde eine Ausrüstung benutzt, die die jeweiligen Grenzschützer schon beim Eintritt in das Militär erhalten hatten, aber auch Uniformen der Deutschen Wehrmacht, der Polizei und Gendarmerie waren in Gebrauch.

In den Fünfziger Jahren wurden schrittweise jene Uniformen eingeführt, welche die Tschechoslowakische Volksarmee benützte, später auch Feld-Tarnuniformen und Tesil[i]-Ausgangsuniformen und Jackenhemden. Zum Dienst im Winter wurden Jacken mit Innenwattierung und Pelze getragen. Als Kopfbedeckung dienten die „brigadýrka“-Kappen des Korps für nationale Sicherheit SNB, Militärschiffchen, Ohrenkappen, und nach Einführung der PS überwogen dann grüne Uniformkappen.

An Schuhwerk wurde erst benutzt, was sich nur anbot, später wurden Schaftstiefel, die sogenannten „Bierkrügler“ („půllitráky“), ausgegeben, und schließlich gab es feste Schnürschuhe, „Kanadier“ genannt. Der Rest der Ausrüstung glich dem der Volksarmee.

[i]Tesil ist ein tschechoslowakischer Polyesterstoff, ähnlich Nylon.

BEWAFFNUNG

Die Nachkriegs-Grenzwachetruppen des SNB benutzten im Dienst Pistolen verschiedener Marken und sowjetische Maschinenpistolen. Später wurde die Grenzwache mit selbstladenden Gewehren und mit Maschinenpistolen tschechoslowakischer Provenienz ausgestattet.

Für den Fall eines feindlichen Angriffs auf das Staatsgebiet gab es auf den Rotten außer Maschinengewehren auch Panzerfäuste, schwere Panzerbüchsen und rücklauflose Geschütze.

TECHNIK

Nach dem II. Weltkrieg fanden beim Schutz der Grenze allerhand erbeutete Fahrzeuge Einsatz, ebenso aber auch Verkehrsmittel heimischer Erzeugung und von der Roten Armee geschenkte. Unter diesen waren auch gepanzerte Fahrzeuge, aber auch Fahrräder, besonders bewährt waren Motorräder, und bis Anfang der Sechziger Jahre konnte man sehr oft auch noch berittene Patrouillen sehen.

Die zunehmende Motorisierung der bewaffneten Kräfte unseres Staates führte dazu, dass die PS auch moderne Kraftfahrzeuge tschechoslowakischer oder sowjetischer Herkunft erhielt, welche im Patrouillendienst Einsatz fanden, mit denen Material transportiert und der wirtschaftlich-technische Betrieb abgedeckt wurde.

Viel zum Einsatz kamen die bewährten Fahrzeuge des Typs Škoda 1101, Geländefahrzeuge der Typen Praga V3S, Tatra 111, Tatra 805 – teils mit Kastenaufbauten, sowjetische GAZ 69, UAZ und eine ganze Reihe moderner TATRA-Lastwagentypen.

Zur Zeit, als die Grenzwache der Führung des Ministeriums für nationale Verteidigung unterstand, wurden auch gepanzerte Transporter des Typs OT-64 benutzt.

Im Jahr 2013 wurde unmittelbar beim früheren Zollhaus am Grenzübergang Nové Hrady – Pyhrabruck eine Freilichtausstellung zum Thema Grenzschutz eröffnet, die zum Museum der Stadt Gratzen gehört. Die Errichtung erfolgte mit Förderung der Europäischen Union aus dem Europäischen Programm für regionale Entwicklung.

Den Grundstock der Ausstellung bilden Exponate aus dem vormaligen Privatfreilichtmuseum in Borovany, welches von Herrn Radomil Marek und seinen Freunden aufgebaut wurde.

Ziel der Exposition ist es, einen Überblick über die Entwicklung des Schutzes der Grenze von den ältesten Zeiten bis zum Beitritt Tschechiens in die Schengenzone zu geben. Der Großteil der Ausstellung betrifft den Grenzschutz im Zeitabschnitt des sogenannten kalten Krieges, als die Welt in zwei konträre politisch-wirtschaftliche und militärische Systeme gespalten war.